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Wunschwirklichkeitsmaschinen: Lamborghini-Ausstellung im Museum Mobile

Der Countdown läuft: Noch bis zum 31. Juli ist im Museum Mobile in Ingolstadt die Lamborghini-Designschau „Wunschwirklichkeitsmaschinen“ zu sehen. Der eigentliche Star der Ausstellung wurde erst kurz vor Schluss aus Paris eingeflogen.

Die letzten Tage der Sonderaustellung im Museum Mobile an der Grande Piazza der Audi AG in Ingolstadt laufen. Bis zum kommenden Sonntag sind die elf Exponate quer durch die Designgeschichte von Lamborghini noch zu sehen. Warum wir erst zur bevorstehenden Finisage berichten, sei hier erklärt: Der Höhepunkt der Ausstellung, der One-Off Prototyp Flying Star II, kam erst in den letzten Wochen frisch aufpolliert aus Paris nach Ingolstadt. Echte Diven dürfen eben zu spät kommen.

Wunschwirklichkeitsmaschinen: Lamborghini-Ausstellung im Museum Mobile Wunschwirklichkeitsmaschinen: Lamborghini-Ausstellung im Museum Mobile

Ansonsten präsentieren die Kuratoren einen Querschnitt durch fast 50 Jahre Lamborghini-Design: Vom Kurvenstar Miura und dem Donnerkeil Countach, führt der Weg zum Diablo und einigen breithüftig-opulenten Studien aus den Häusern Giugiaro und Zagato, bis hin zum „Schwiegermutterauto“, dem Concept S Gallardo mit Trennsteg zwischen Fahrer- und Beifahrercockpit, und dem feinbelederten Murciélago Versace. Frühe Holzmodelle aus Sant’Agata sowie eine Reihe von Modellen, die 2009 im Rahmen eines Designprojektes der Hochschule für Transportation Design München entstanden sind, runden die Ausstellung weiter ab. Und dann sind da noch die beiden Einzelstücke Monza und Flying Star II aus Privatbesitz, die nur sehr selten 1:1 zu bestaunen sind.


Beide wurden 1966 auf Basis des Lamborghini 400 GT aufgebaut. Der Monza wurde bei der Carrozzeria Neri & Bonacini in Modena, die unter anderem auch für den skurrilen Ferrari Breadvan verantwortlich zeichnet, entworfen. Die Karroserie ist zehn Zentimeter länger als die des Basismodells und 140 Kilo leichter, die steile breite Windschutzscheibe stammt aus dem Ferrari GTO. Der Flying Star II wurde im Hause Touring in Mailand als Shooting Brake – also sportliches Raumwunder – aufgebaut und ist dabei 26 Zentimeter kürzer, aber runde 50 Kilo schwerer als der Monza. In den 20er und 30er Jahren hatte man bei Carrozzeria Touring sportlich elegante Flying-Star-Sondermodelle für Alfa Romeo und Lancia gebaut – daher das Kürzel II beim 400 GT Flying Star. Dieser sollte als unverwechselbarer Sportwagen der von Pleite bedrohten Designschmiede zu neuem Erfolg verhelfen, war in seiner genialen brachial-eleganten Formensprache jedoch seiner Zeit voraus und blieb ein Einzelstück. Wenige Wochen nach der Weltpremiere in Turin musste die Carrozerria Touring schließen. Viel Wissenswertes zur Geschichte der Ausstellungsstücke findet sich auch im kleinen aber feinen Ausstellungskatalog.

Wunschwirklichkeitsmaschinen: Lamborghini-Ausstellung im Museum Mobile Wunschwirklichkeitsmaschinen: Lamborghini-Ausstellung im Museum Mobile

Weitere interessante Sonnderausstellungen sollen folgen, denn die Themen dafür – so bestätigten uns Museumsleiter Dieter Karg und Kurator Stefan Felber im Gespräch – werden so schnell nicht ausgehen. Das Automobil bzw. die Mobilität als solche hätten immer genug zu erzählen, und dabei seien durchaus nicht nur das hauseigene Familiensilber und die Konzerngeschwister gemeint. Die Ausstellungensthemen würden auch durchaus abstrakt und mit philosophischer Verwurzelung gesucht – da sei noch viel möglich. Man orientiere sich aber natürlich auch an den Themen, die den Zeitgeist der Entwicklungen von gestern und heute widerspiegeln.

Das Museum Mobile wurde im Jahr 2000 von Audi eröffnet und – im Sinne einer Zeitspirale – von oben nach unten mit Exponaten aus der Geschichte der vier Ringe gefüllt. Das Prinzip der Jahresringe eines Baumes ist dabei grundlegend: Vier runde Ebenen, mit einer Glashülle und einem rotierenden Sonnenschutz umhüllt, bieten Ein- und Ausblick und transportieren damit Dynamik im Stillstand. Ein Paternoster, bestückt mit besonderen Exemplaren der Audi-Geschichte, verbindet die Ebenen vertikal. Die einzelnen Ebenen der Austellungsflächen sind wie Wangen einer Kurbelwelle durch einen Lichthof verbunden. Die Exponate inszenieren sich im jeweiligen Schein des Tageslichtes. Mehr müssen sie jedoch schon selbst entdecken - täglich von 9 bis 18 Uhr.

Die Ausstellung Wunschwirklichkeitsmaschinen ist noch bis zum 31. Juli 2011 im Museum Mobile in Ingolstadt zu sehen. Weitere Informationen finden sich auf der Website des Museums.

Text & Fotos: Nanette Schärf